Römische Gutshöfe in Baden-Württemberg

Die Bevölkerung und die römischen Truppen, die am Limes stationiert waren, mussten natürlich auch versorgt werden. Dies geschah teilweise durch Handel mit den Germanen, welche hinter dem Limes lebten, hauptsächlich aber durch die vielen Gutshöfe, die im Hinterland des Limes entstanden. Gerade im mittleren Neckarraum ist eine hohe Konzentration solcher Gutshöfe zu finden. Der Grund hierfür ist die hervorragende Bodenbeschaffenheit, und die räumliche Nähe zur Römerstrasse, die sich entlang des Neckars zog und die Kastelle des Neckarlimes miteinander verband. Die Bewohner der Gutshöfe, welche einem heutigen Aussiedlerhof ähneln, waren oftmals Kelten welche die Höfe pachteten und bewirtschafteten. Viele Besitzer waren aber auch Veteranen, welche nach der Entlassung aus der Armee als Lohn ein Stück Land erhielten und dort, eine "villa rustica" gründeten. 
Durch eine gezielte Überproduktion von Lebensmitteln konnte sichergestellt werden, dass die Truppen und die Bevölkerung ausreichend versorgt waren. Je nach Lage produzierten die Gutshöfe unterschiedliche Waren, wie Wein, Getreide oder Hanf für die Öl- und Kleiderherstellung sowie Vieh- und manchmal auch Fischzucht. Die Dinge des täglichen Lebens, wurden soweit wie möglich selber hergestellt. Dies fing an bei der Kleidung und einfachen Werkzeugen, bis hin zu einer eigenen Ziegelei, welche man in Ludwigsburg-Hoheneck fand. Was man selber nicht herstellen konnte, wurde dann auf den Märkten der Städte gekauft oder eingetauscht. Oftmals legt aber gerade die räumliche Nähe zu einer Römerstrasse den Verdacht nahe, dass einige der "Gutshöfe" in Wirklichkeit keine reinen Bauernhöfe sondern ebenfalls die Funktion einer Strassenstation bzw. eines antiken "Motels" innehatten. Manche der unten aufgeführten Landgüter also als reine Bauernhöfe anzusehen wäre sicher falsch, siehe zum Beispiel Hechingen, wo ein ganzer Tempelbezirk ausserhalb der eigentlichen Hofmauern angelegt wurde, was für einen reinen Bauernhof äusserst ungewöhnlich ist. 
Hauptgebäude einer solchen Anlage war das Herrenhaus, welches zumeist einen Säuleneingang besass. Bei grossen Häusern findet man links und rechts des Eingangs turmartige Anbauten, die sogenannten Eckrisalite. Die Wohnräume des Herrenhauses waren durch eine Hypokaustanlage ( Fussbodenheizung ) beheizt. Meistens befand sich auf dem Anwesen auch eine so genannte Jupitergigantensäule ( siehe Hausen an der Zaber ). Weitere Gebäude waren Ställe und Vorratskammern und natürlich das eigene Badehaus. Viele Gutshöfe wurden zerstört und Ihre Bewohner ermordet, als die Alamannen den Limes überrannten und in das Hinterland eindrangen. Die meisten Höfe im Neckarraum sind heute noch unerforscht und oftmals sind die Mauern nur noch als überwucherte Schuttwälle im Wald zu sehen.

    Bad Rappenau ( Hauptgebäude )

    Besigheim  ( Schutthügel )

    Mühlacker / Enzberg ( Hauptgebäude )

    Gemmrigheim ( Schutthügel )

    Hechingen-Stein ( Freilichtmuseum )

    Heimerdingen ( Gemäuerreste )

    Heitersheim ( Freilichtmuseum )

    Hemmingen ( Schutthügel )

    Hirschberg ( Hauptgebäude )

    Karlsruhe-Durlach ( Hauptgebäude )

    Kirchheim / Neckar ( Schutthügel )

    Lauffen ( Grundmauern )

    Lörrach-Brombach ( Grundmauern )

    Ludwigsburg-Hoheneck ( Freilichtmuseum )

    Merdingen ( Badegebäude )

    Meßkirch ( Dianatempel )

    Mundelsheim ( Keller und Mithrastempel )

    Niedereschach-Fischbach ( Bad )

    Nuertingen-Oberensingen ( Grundmauern )

    Oberriexingen ( Keller )

    Pforzheim "Kanzlerwald" ( Grundmauern )

    Rosenfeld ( Keller und Grundmauern )

    Sinsheim / Dühren ( Schutthügel )

    Stetten-Rommelshausen ( Keller )

    Tengen-Büßlingen ( Grundmauern )

    Vaihingen / Enz  ( Ausgrabung 2009 )

    Waiblingen ( Keller )

    Weinsberg ( Bad )

    Wiesenbach ( Grundmauern )

Skizze eines typischen römischen Gutshofes.

    1. Haupthaus ( Hirschberg )

    2. Badehaus mit Säulengang ( Weinsberg )

    3. Jupitergigantensäule ( Hausen )

    4. Brunnen

    5. Wirtschaftsgebäude

    6. Stall und Wohnraum für Angestellte

    7. Heiligtum ( Meßkirch )