Die Bevölkerung und die römischen Truppen, die am Limes stationiert waren,
mussten natürlich auch versorgt werden. Dies geschah teilweise durch Handel mit
den Germanen, welche hinter dem Limes lebten, hauptsächlich aber durch die
vielen Gutshöfe, die im Hinterland des Limes entstanden. Gerade im mittleren
Neckarraum ist eine hohe Konzentration solcher Gutshöfe zu finden. Der Grund
hierfür ist die hervorragende Bodenbeschaffenheit, und die räumliche Nähe zur
Römerstrasse, die sich entlang des Neckars zog und die Kastelle des Neckarlimes
miteinander verband. Die Bewohner der Gutshöfe, welche einem heutigen
Aussiedlerhof ähneln, waren oftmals Kelten welche die Höfe pachteten und
bewirtschafteten. Viele Besitzer waren aber auch Veteranen, welche nach der
Entlassung aus der Armee als Lohn ein Stück Land erhielten und dort, eine "villa
rustica" gründeten.
Besigheim
( Schutthügel )
Mühlacker / Enzberg ( Hauptgebäude )
Gemmrigheim
( Schutthügel )
Hechingen-Stein (
Freilichtmuseum )
Heimerdingen (
Gemäuerreste )
Heitersheim (
Freilichtmuseum )
Hemmingen
( Schutthügel )
Hirschberg ( Hauptgebäude )
Karlsruhe-Durlach ( Hauptgebäude )
Kirchheim / Neckar
( Schutthügel )
Lauffen (
Grundmauern )
Lörrach-Brombach (
Grundmauern )
Ludwigsburg-Hoheneck
( Freilichtmuseum )
Merdingen
( Badegebäude )
Meßkirch
( Dianatempel )
Mundelsheim
( Keller und
Mithrastempel )
Niedereschach-Fischbach ( Bad )
Nuertingen-Oberensingen ( Grundmauern )
Oberriexingen ( Keller )
Pforzheim "Kanzlerwald" ( Grundmauern )
Rosenfeld ( Keller und Grundmauern )
Sinsheim / Dühren ( Schutthügel )
Stetten-Rommelshausen ( Keller )
Tengen-Büßlingen
( Grundmauern ) Vaihingen
/ Enz ( Ausgrabung 2009 )
Waiblingen
( Keller )
Weinsberg ( Bad )
Wiesenbach ( Grundmauern )
2. Badehaus mit Säulengang ( Weinsberg )
3. Jupitergigantensäule ( Hausen )
4. Brunnen
5. Wirtschaftsgebäude
6. Stall und Wohnraum für Angestellte
7. Heiligtum ( Meßkirch )
Durch eine gezielte Überproduktion von Lebensmitteln
konnte sichergestellt werden, dass die Truppen und die Bevölkerung ausreichend
versorgt waren. Je nach Lage produzierten die Gutshöfe unterschiedliche Waren,
wie Wein, Getreide oder Hanf für die Öl- und Kleiderherstellung sowie Vieh- und
manchmal auch Fischzucht. Die Dinge des täglichen Lebens, wurden soweit wie
möglich selber hergestellt. Dies fing an bei der Kleidung und einfachen
Werkzeugen, bis hin zu einer eigenen Ziegelei, welche man in
Ludwigsburg-Hoheneck fand. Was man selber nicht herstellen konnte, wurde dann
auf den Märkten der Städte gekauft oder eingetauscht. Oftmals legt aber gerade
die räumliche Nähe zu einer Römerstrasse den Verdacht nahe, dass einige der
"Gutshöfe" in Wirklichkeit keine reinen Bauernhöfe sondern ebenfalls
die Funktion einer Strassenstation bzw. eines antiken "Motels"
innehatten. Manche der unten aufgeführten Landgüter also als reine Bauernhöfe
anzusehen wäre sicher falsch, siehe zum Beispiel Hechingen, wo ein ganzer
Tempelbezirk ausserhalb der eigentlichen Hofmauern angelegt wurde, was für
einen reinen Bauernhof äusserst ungewöhnlich ist.
Hauptgebäude einer solchen Anlage war das Herrenhaus, welches
zumeist einen Säuleneingang besass. Bei grossen Häusern findet man links und
rechts des Eingangs turmartige Anbauten, die sogenannten Eckrisalite. Die
Wohnräume des Herrenhauses waren durch eine Hypokaustanlage ( Fussbodenheizung
) beheizt. Meistens befand sich auf dem Anwesen auch eine so genannte
Jupitergigantensäule ( siehe Hausen an der Zaber ).
Weitere Gebäude waren Ställe und Vorratskammern und
natürlich das eigene Badehaus. Viele Gutshöfe wurden zerstört und Ihre Bewohner
ermordet, als die Alamannen den Limes überrannten und in das Hinterland
eindrangen. Die meisten Höfe im Neckarraum sind heute noch unerforscht und
oftmals sind die Mauern nur noch als überwucherte Schuttwälle im Wald zu sehen.
( Hauptgebäude )
1. Haupthaus ( Hirschberg )