Der Neckarlimes

Im Gegensatz zum Odenwaldlimes und dem obergermanisch - rätischen Limes, gab es am Neckar keine künstlichen Befestigungsanlagen wie etwa Wälle und Palisaden oder auch Wachtürme, wie man sie entlang des Mains fand. Hier bildete der Neckar die natürliche Grenze zum freien Germanien. Die ersten Kastelle wurden um 85 n. Chr. unter Domitian errichtet, nachdem man das Gebiet zwischen Rhein und Neckar dem römischen Reich einverleibt hatte. Die Sicherung dieser Grenze übernahmen die Kastelle in Wimpfen, Böckingen, Walheim, Benningen, Cannstatt und Köngen. Viel ist heute von den einstigen Kastellen und den stadtähnlichen Siedlungen, welche sich dort bildeten nicht mehr sichtbar. Wimpfen und Cannstatt sind heutzutage vollkommen verschwunden, bzw. komplett überbaut. Vom Kastell Walheim zeugen heute nur noch Andeutungen der Kastelltore im Asphalt der Strassen und das Museum Römerhaus, welches aber ein Zivilgebäude beherbergt. Echte Überreste sind nur noch in Böckingen und Köngen zu sehen, wogegen das Kastell Benningen zwar nicht sichtbar ist, aber unterirdisch noch weitestgehend erhalten, da es als archäologische Schutzzone am Rande von Benningen liegt. Der Neckarlimes wurde von der Reichslimeskommission während der Jahre 1886 - 1898 untersucht und wird seitdem als Strecke 11 bezeichnet. In seinem Hinterland findet man ein Vielzahl von römischen Landgütern ( villae rusticae ) welche kurz nach der Eroberung des Gebietes links des Neckar entstanden. Während die Kastelle verlassen wurden, als der Limes um 150 n. Chr. verlegt wurde, bestanden diese Gutshöfe und übrigens auch die Kastelldörfer ( vici ) weiterhin und wurden sogar noch ausgebaut. Militärisch verlor der Neckarlimes zu dieser Zeit aber an Bedeutung.

Anm.: Die mit * versehenen Kastelle sind nicht sichtbar.

KASTELL

TRUPPE

GRÖSSE

Kohortenkastell Wimpfen *

ca. 85 - 120 n. Chr.: cohors II hispanorum
ca. 120 - 150 n. Chr.: cohors I germanorum equitata civium romanorum

2 ha

Kohortenkastell Böckingen

ca. 85 - 120 n. Chr.: cohors V dalmatarum
ca. 120 - 150 n. Chr.: cohors I helvetiorum

2 ha

Kohortenkastell Walheim *

ca. 85 - 150 n. Chr.: cohors I asturum equitata

2,1 ha

Kohortenkastell Benningen *

ca. 85 - 150 n. Chr.: cohors XXIV voluntariorum romanorum

2,2 ha

Alenkastell Cannstatt *

ca. 85 - 150 n. Chr.: ala I scubulorum

3 ha

Kohortenkastell Köngen

unbekannt

2,4 ha

Alles Kulturerbe oder was ?

Da der Neckarlimes, ebendso wie der Odenwaldlimes nicht zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, darf hier auch weiterhin noch hemmungslos überbaut und zerstört werden. Gerade in Wimpfen und in Stuttgart sieht man, dass die Industrie mit ihren Belangen immer noch Vorrang vor dem Schutz wertvoller Kulturgüter hat. Das Kastell Cannstatt wurde erst in jüngster Zeit durch ein Medienzentrum überbaut und im Mai 2009 musste eine fast 4 ha grosse Fläche durch eine sogenannte "Rettungsgrabung" untersucht werden, da man bei Ausschachtarbeiten für eine neue Tiefgarage auf Reste des Kastellvicus des Cannstatter Kastells gestossen war. Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, durften die Bagger endlich ihr zerstörerisches Werk beginnen. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn der Neckarlimes und somit auch das Kastell und der Vicus von Cannstatt ebenfalls unter dem Schutz der Unesco gestanden hätten. Ein deutlicher Hinweis also, warum dieser Teil des Limes bewusst ausgeklammert wurde.