Verwaltung: Die Gründung der römischen Provinz Obergermanien ( germania superior ) fällt in die Herrschaftszeit des Kaisers Domitian, genauer gesagt in die Jahre 83 n. Chr. - 85 n. Chr. , als Domitians Truppen das Gebiet der Wetterau, des Taunus und des mittleren Neckargebietes erobert hatten. Nach dem Aufstand des Statthalters L. Antonius Saturninus und dessen Niederschlagung im Jahr 89 n.Chr. wird die damalige Garnisionsstadt Mainz ( Mogontiacum ) zum zivilen Verwaltungssitz für die neue Provinz erklärt. Diese Provinzhauptstadt war der Sitz des Statthalters ( legatus augusti pro praetore ), der die Provinz im Namen des Kaisers verwaltete. Dieser Statthalter war gleichzeitig auch der oberste Heerführer in der jeweiligen Provinz. Nach dem Abzug der meisten Truppen aus dem Hinterland direkt an den Limes und der ersten zivilen Besiedlung der Provinz entstanden die civitates, welche mit Verwaltungsbezirken vergleichbar waren und meist in ihrer Ausdehnung den Stammesgebieten der damaligen einheimischen Bevölkerung entsprachen. Jeder dieser Bezirke hatte einen Hauptort, der Sitz der jeweiligen Verwaltung war. Folgende civitates in Obergermanien sind nach dem heutigen Kenntnisstand bekannt:
Civitas Ulpia Sueborum Nicretum , Hauptort Ladenburg ( Lopodunum )
Civitas Alisinensium, Hauptort Wimpfen ( ? )
Civitas Aurelia G... , Hauptort Cannstatt ( ? )
Civitas Sumelocennensis, Hauptort Rottenburg ( Sumelocenna )
Civitas Aquensis, Hauptort Baden-Baden ( Aquae )
Civitas Aresacium, Hauptort Mainz ( Mogontiacum )
Civitas Vangionum, Hauptort Worms ( Borbetomagus )
Civitas Nemetum, Hauptort Speyer ( Noviomagus )
Civitas Mattiacorum, Hauptort Wiesbaden ( Aquae Mattiacorum )
Civitas Taunensium, Hauptort Frankfurt am Main - Heddernheim ( Nida )
Civitas Auderiensium, Hauptort Dieburg ( Med.. )
Civitas Port...., Hauptort Pforzheim ( Port... )
Civitas Aureliana, Hauptort Öhringen oder
Neuenstadt am Kocher
Diese Orte besassen kein Stadtrecht, sie hatten aber das Recht auf Selbstverwaltung. An der Spitze einer civitas stand ein Rat welcher wiederum zwei "Bürgermeister" wählte. Daneben gab es noch sogenannte coloniae und municipiae, welches "richtige" Städte nach römischen Recht waren. Da in Baden-Württemberg nur Rottweil ( Arae Flaviae ) eine solche Stellung einnahm, soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Auf dem Internet findes sich umfassende Informationen hierzu. Die nächst kleinere Siedlungsform, die uns aus Baden-Württemberg bekannt ist, sind die Kastelldörfer ( vici ). Ein solcher vicus entstand im Dunstkreis der Kastelle und war der örtlichen Militärverwaltung unterstellt. Hier wohnten zumeist Handwerker, Händler und Gastwirte, welche die Kastellbewohner mit den notwendigen Waren und Gebrauchsgegenständen belieferten. Die kleinste Siedlungsform war der sogenannte Gutshof. Hier wohnten Veteranen und Pioniere, die oftmals das Land von den, in den Städten lebenden, Bürgern pachteten. ( näheres, siehe Gutshöfe. )
Geldwesen: Bei den Soldaten am Limes spielten Silbermünzen aber keine so besonders grosse Rolle, Goldmünzen praktisch gar keine. Im Alltag eines Soldaten standen mehr die Kupfer- ( As, Semis und Quadrans ) und Messingmünzen ( Dupondius und Sesterz ) im Vordergrund. Die Menschen im Hinterland dürften dann schon eher mit Goldmünzen in Kontakt gekommen sein, da gerade Händler grosse Warenmengen zu bezahlen hatten, wofür kleinere Nominale unbrauchbar waren. Den Wert der Münzen in die heutige Zeit zu übertragen ist sehr schwierig, da die Art der Waren sich erheblich gewandelt hat. Das Währungssystem von damals ist uns allerdings bekannt. Die wichtigsten Münzen des römischen Alltags waren: ( Anm: zur besseren Darstellung vergrössert. )
Der Aureus ( Gold 7,2 g ) Wert: 25 Denare ( Antoninus Pius )
Der Denar ( Silber ca. 3,5 g ) Wert: 4 Sesterzen ( Augustus )
Der Sesterz ( Messing ca. 28 g ) Wert: 2 Dupondien ( Antoninus Pius )
Der Dupondius ( Messing ca. 15 g ) Wert: 2 As ( Traianus )
Der As ( Kupfer ca. 10 g ) ( Nero )
Die kleinsten Einheiten waren der Semis ( Wert: ein halber As ) und der
Quadrans
( Wert: ein viertel As ) welche eher selten waren und auch nicht unter
allen Kaisern geprägt wurden. Vom Aureus und dem Denar existieren
noch kleinere und leichtgewichtigere Nominale, welche Quinare genannt werden.
Diese sind aber ebenfalls sehr selten. Weiterhin gab es noch eine stattliche Anzahl von
Provinzprägungen, die aber zumeist nur lokale Gültigkeit hatten.
Auch zur damaligen Zeit gab es schon Geldfälscherei.
Hierbei wurden billige Kupfermünzen geprägt, die dann mit einer dünnen
Edelmetallschicht überzogen waren ( gefütterte oder subärate Münzen ), um massive
Gold- oder Silbermünzen
vorzutäuschen. Eine, unter Numismatikern umstrittene These, ist dass der Staat selber
Falschmünzerei betrieb, um die Massen an Truppen und die Ernährung der
Bevölkerung auch bezahlen zu können. Laut
dem Historiker Theodor Mommsen wurden solche Münzen zum Beispiel am Ende der
römischen Republik geprägt um Mehrkosten bei einer erhöhten Getreideverteilung
zu decken. Unter den severischen Kaisern wurden auch sogenannte "Limesdenare"
geprägt, die gänzlich aus Kupfer bestanden. Das gewaltige Heer, das Rom zu
unterhalten hatte, riss oftmals riesige Löcher in den Staatssäckel und dies war
nicht selten ein Grund um Edelmetalle, die zur Münzprägung benutzt wurden zu
strecken. Während der silberne Denar zur Zeit von Augustus noch knapp 4 g wog, so wog er zur Zeit des Caracalla nur noch knapp 2,5
g. Aus diesem Grund
gab es unter Caracalla eine neue Silbermünze, den sogenannten
Antoninian ( auch Doppeldenar genannt )
mit einem Gewicht von ca. 4,5 g. Aber auch diese Münze wurde immer mehr
entwertet, sodass sie, nicht allzu lange nach Ihrer Emission, nur noch aus reinem
Kupfer bestand.
Germanen:
Über die germanische Bevölkerung ist heute wenig
bekannt, da von ihnen keine eigenen schriftlichen Zeugnisse existieren. Ironischerweise
ist die
römische Geschichtsschreibung die wichtigste Quelle die wir heute, ausser Bodenfunden, von den Kelten besitzen. Sicher ist, dass es einen regen
Handel mit ihnen gab und dass sich Römer und Germanen nicht nur feindlich
gegenüber standen.
Tacitus weiss in seiner "Germania" zu berichten, dass es einzig der germanische Stamm der Hermunduren
war, die ungehindert die Grenze überschreiten durften, da sie den Römern treu
ergeben waren. Sie durften sich auch im Hinterland frei bewegen. Während die
restlichen germanischen Völker nur an der Grenze Handel treiben durften sagt
Tacitus über die Hermunduren:
" Sie sind die einzigen Germanen, die nicht nur am Donauufer, sondern auch im
Inneren des Landes und in der prächtigen Kolonie der Provinz Rätien Handel
treiben dürfen. Sie kommen allerorten und ohne Beaufsichtigung über die Grenze.
Und während wir den übrigen Stämmen nur unsere Waffen und Feldlager zeigen,
haben wir den Hermunduren unsere Häuser und Gutshöfe geöffnet"