Allgemein: Die Soldaten am Limes waren, bis auf die Führungsebene und einige Ausnahmen, hauptsächlich Auxiliartruppen ( Hilfstruppen ). Sie waren keine römischen Bürger und besassen somit auch nicht das Bürgerrecht. Hauptsächlich wurden die Soldaten aus besiegten und unterworfenen, oder aus freundschaftlich gesinnten Stämmen aus den gesamten römischen Provinzen rekrutiert. Römische Bürger dienten nur in den Legionen, welche am Limes aber nicht vertreten waren und deshalb soll hier nicht gross auf sie eingegangen werden. Die Anwesenheit der Truppen in den Kastellen lässt sich auf verschiedene Weise belegen. Als sicherstes Indiz gelten die Bauinschriften ( hier aus Neckarburken ), welche meistens an der Aussenmauer des Kastells abgebracht waren und welche das Jahr des Auf- bzw. Umbaus anhand der Kaisertitulatur zeigen und die entsprechende Truppe ausweisen. Ein weiteres Indiz sind Weihesteine, welche von Mitgliedern der Truppe aufgestellt wurden. Ein drittes, aber auch das unsicherste Indiz, sind die so genannten Ziegelstempel. Der Hersteller der Ziegel verewigten sich mit Stempeln auf dem Ziegel um die Herkunft zu verdeutlichen. Dies wird von manchen Experten schon als Beweis der Anwesenheit einer Truppe im jeweiligen Kastell gedeutet, was natürlich eine ziemlich gewagte These ist, wie uns das Beispiel Wimpfen zeigt. Hier wurden Ziegel der "cohors I germanorum equitata civium romanorum" und ebenso der "Legio VIII augusta" gefunden. Allein schon die Grösse des Kastells zeigt uns dass hier natürlich nie eine Legion stationiert war, sondern diese Ziegel hierher importiert wurden. Die Anwesenheit der Kohorte, wird allerdings ebenfalls durch einen Weihestein belegt, welcher heute im Kreuzgang des ehemaligen Klosters von Wimpfen aufbewahrt wird. Ein weiteres Beispiel ist das Kastell Böbingen. Hier ist uns von gefundenen Ziegeln die "cohors flavia I raetorum" bekannt. Diese Kohorte lag aber ( wiederum nur anhand von gefundenen Ziegelstempeln angenommen ) im benachbarten Kastell Schirenhof. Die Besatzung von Böbingen ist nicht bekannt. Ebenso wird es in anderen Kastellen der Fall gewesen sein. Man sieht also schon, dass allein der Fund von gestempelten Ziegeln allenfalls ein Indiz, aber noch lange kein Beweis für die Anwesenheit dieser Truppe ist. Aus diesem Grund und auch weil wir keine genauen Jahreszahlen kennen, sind die Tabellen weiter unten mit Vorsicht zu geniessen.
Ausrüstung: Die Ausrüstung eines Soldaten am Limes bestand im
allgemeinen
aus folgenden Sachen:
Neben diesen Sachen besassen viele Hilftruppen auch ihre landestypische Bewaffnung, wie zum Beispiel Pfeil und Bogen oder Steinschleudern.
Kleidung eines Auxiliarsoldaten ( Saalburgmuseum )
Sold: Je nach Einheit und Dienstgrad betrug der Sold ( stipendium ) eines
Auxiliarsoldaten ungefähr 250
Denare ( römische Silbermünzen ) pro
Jahr. Der Sold wurde in 3 Raten pro Jahr ausbezahlt. Davon wurden ca. 80 Prozent jährlich für Verpflegung, Unterkunft und die
Altersversorgung einbehalten. Inwiefern die Soldaten auch für Ihre Ausrüstung
aufkommen mussten, ist nicht bekannt. Es wird aber angenommen, dass sie
zumindest einen Teil ihrer Ausrüstung selber bezahlen mussten um so sicher zu
stellen, dass
diese
auch entsprechend gepflegt werden würde. Die
Kohorten: Nach den Chattenkriegen von
Kaiser Domitian in der Wetterau, nördlich vom heutigen Frankfurt, wurde das
riesige Angriffsheer aufgelöst. Die Legionen kehrten wieder in
ihre Lager zurück, die
Kohorten wurden aber zur Sicherung des neu gewonnen Gebietes und zur Errichtung
einer Grenzlinie eingesetzt. Diese Einheiten wurden durchnummeriert und bekamen auch Namen, welche die Herkunft der
Truppe hervorhob. Im Kastell Oberscheidental zum Beispiel war die
"Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata" stationiert, eine
gemischte Truppe aus Reitern und Infantarie, welche aus Sequanern und Raurakern, den
Angehörigen zweier gallischer Stämme, bestand. In Heilbronn-Böckingen und später
in Öhringen, war die "Cohors I Helvetiorum", die erste Helvetier
Kohorte ( aus der Gegend der heutigen Schweiz ) stationiert.
Die Alen: Die Alen waren die reinen Reiterverbände
am Limes. Eine mächtige
Eingreiftruppe von ca. 1000 Mann ( und Pferd ) Stärke. Am Limes in
Baden-Württemberg waren zwei dieser Truppenverbände stationiert.
Die Numeri:
Die sogenannten "Numeri" rekrutierten sich zumeist aus
Britannien und wurden im Zuge einer Übersiedlung nach Germanien gebracht um
hier die Überwachung des Limes zu unterstützen und als Bautrupps zu fungieren.
Viele Inschriften am Odenwaldlimes zeugen von den Bautätigkeiten dieser
Truppenteile.
Veteranen: Nach Abschluss
ihrer Dienstzeit bekamen die Auxiliarsoldaten ein Militärdiplom
überreicht und das römische Bürgerrecht zugesprochen, was die Erlaubnis zu
heiraten und eine Familie zu gründen einschloss. Dies war ihnen während ihrer
Dienstzeit untersagt und wurde aber, um die Moral der Soldaten aufrecht zu
erhalten, stillschweigend geduldet. Die Familien, die in den Kastelldörfern
wohnten, waren also nur uneheliche Lebensgemeinschaften. Erst im Jahre 213 n.
Chr. wurde unter Kaiser Caracalla ein Gesetz verabschiedet ( constitutio
antoniana ), das jedem dienenden Auxiliarsoldaten automatisch das römische
Bürgerrecht zugesteht. Wie lange die eigentliche Dienstzeit war ist ungewiss, da
es sich hier ja um Fremdsoldaten handelte, die nicht den allgemeinen Regeln des
römischen Heeres unterlagen. Man weiss aber, dass unter Caracalla die allgemeine
Dienstzeit auf 20 Jahre reduziert wurde. Benefizianer:
Eine besondere Stellung nahmen die Einheiten der Benefiziarier ( Beneficiarii
) ein. Diese, diesmal aus römischen Soldaten bestehende Einheit, wurden von den
Legionen direkt abkommandiert. Deren Aufgabe bestand hauptsächlich darin,
Strassenabschnitte zu überwachen und allgemeine Polizeiaufgaben zu übernehmen.
Dies war für die Soldaten eine besondere Auszeichnung, da die Benefiziarier
eine gehobene Stellung innerhalb des Heeres bekleideten. Der Dienst bei den
Benefiziariern war also einer Beförderung gleich zu setzen. In Osterburken
wurde bei Ausgrabungen ein ganzer Weihebezirk mit Tempel und Altären entdeckt.
Es gab zwei verschiedene Arten von Kohorten:
"cohors quingenaria pedita" Eine Infanterie Einheit von 500 Mann, unterteilt in
8 Centurien zu je 60 Mann.
Daneben findet man manchmal den Zusatz: "miliaria" was bedeutet, dass die Truppe
eine doppelte Stärke gegenüber der einfachen "quigenaria" hatte.
"cohors quingenaria equitata". Eine gemischte Besatzung aus Reitern und Infanteristen ca. 500-800 Mann.
Truppenname
Verlauf der Verlegung
Erwiesen / Angenommen durch:
cohors III dalmatarum
Wiesbaden von 90 - 95 n. Chr.
Rottweil von 95 - 110 n. Chr.
Oberscheidental von 110 - 120 n. Chr.
Rückingen von 120 - 260 n. Chr.
Ziegelstempel
Ziegelstempel
Ziegelstempel
Ziegelstempel
cohors I sequanorum et rauracorum equitata
Oberscheidental von 120 - 150 n. Chr.
Miltenberg von 150 - 260 n. Chr.
Weihestein
Weihesteincohors III aquitanorum equitata civium romanorum
Stockstadt / Main von 95 - 125 n. Chr.
Neckarburken von 125 - 150 n. Chr.
Osterburken von 150 - 260 n. Chr.Bauinschrift
Bauinschrift
Inschriftencohors I germanorum equitata civium romanorum
Wiesbaden von 95 - 120 n. Chr.
Wimpfen von 120 - 150 n. Chr.
Jagsthausen von 150 - 260 n. Chr.
Grabinschrift
Weihestein
Weihestein
cohors V dalmatarum
HN-Böckingen von 90 - 120 n. Chr.
Ziegelstempel cohors I helvetiorum
HN-Böckingen von 120 - 150 n. Chr.
Öhringen von 150 - 260 n. Chr.
Inschriften
Inschriften
cohors I septimia belgarum
Öhringen ab 230
- 260 n. Chr.
Ziegelstempel cohors I asturum equitata
Walheim von ??? - 150 n. Chr.
Mainhardt von 150 - ca. 200 n. Chr.
keine Funde aber anzunehmen
Weihesteine
cohors XXIV voluntariorum civium romanorum
Heidelberg von 75 - 90 n. Chr.
Benningen
von 90 - 150 n. Chr.
Murrhardt von 150 - 260 n. Chr.
Ziegelstempel
Weihealtar
Inschriftenunbekannte cohors quingenaria equitata
Köngen von 89 - 150 n. Chr.
Lorch von 150 - 260 n. Chr.
keine Funde
keine Fundecohors flavia I raetorum
Schwäbisch Gmünd von ??? - 260 n. Chr.
Ziegelstempel unbekannte cohors quingenaria
Oberdorf / Ipf von ??? - ??? n. Chr.
Rainau - Buch von ??? - 260 n. Chr.
keine Funde
keine Funde
Truppenname
Verlauf der Verlegung
Erwiesen / Angenommen durch:
ala I scubulorum
Cannstatt von 90 - 150 n. Chr.
Welzheim von 150 - 260 n. Chr.
verschiedene Inschriften
keine Funde aber anzunehmenala II flavia
Heidenheim von 90 - 150 n. Chr.
Aalen von 150 - 260 n. Chr.
Grabsteinfragment
Ziegelstempel
Truppenname
Verlauf der Verlegung
Erwiesen / Angenommen durch:
numerus brittonum triputiensium
Schlossau von 90 - 150 n. Chr.
Bauinschriften
numerus exploratorum seiopensium
Miltenberg von 189 - 212 n. Chr.
verschiedene Inschriften numerus brittonum elantiensium
Neckarburken von 90 - 180 n. Chr.
Osterburken
von 180 - 260 n. Chr.
Bauinschrift
keine Funde aber anzunehmen
numerus brittonum cal.
Öhringen von ??? - 260 n. Chr.
Ziegelstempel
numerus brittonum
mur(rensium)?
Böckingen von ??? - ??? n. Chr.
Öhringen von ??? - 260 n. Chr.
Weiheinschrift
Ziegelstempel
numerus brittonum l...
Welzheim von ??? - 260 n. Chr.
verschiedene Inschriften
Oftmals erhielten die Veteranen ein Stück Land, als Abschiedsgeschenk
um sich dort anzusiedeln. Nach Ihrer
Dienstzeit wurden die Veteranen somit zur Versorgung der Truppen eingesetzt und
auch weiterhin an die Truppe gebunden um im Notfall auf sie zurück greifen zu können.
Der einfache Soldat: Über Herkunft und Lebenslauf habe ich ja schon berichtet, wie sah also der Alltag einen Soldaten am Limes aus? Zum Alltag gehörten in erster Linie der militärische Drill, wie Exerzieren, Kampfübungen und Wache am Limes sowie im Kastell zu schieben. Lange Zeit war es friedlich zwischen Germanen und Römern, sodass Kampfhandlungen nur selten und wenn, dann gegen einfallende Räuberhorden nötig waren. In ihrer Freizeit vertrieben sich die Soldaten gerne mit Würfel- und Brettspielen die Zeit. Täglich bekam der Soldat eine Essensration, welche aus Getreide, Früchten und Speck oder getrocknetem Fleisch bestand. Das Getreide hatten die Männer selber zu mahlen und zu Brot zu backen.