Abschnitte: Die Reichslimeskommission unterteilte den Limes damals in dreizehn Abschnitte. Eine Einteilung, die auch hier übernommen werden soll. Abschnitt 1 - 5 durchziehen, angefangen in der Rheinebene, die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen. Abschnitt 6 steht für die Mainlinie von Gross-Krotzenburg bis Miltenberg. Mit Abschnitt 7 - 9 geht es weiter von Miltenberg nach Welzheim. Abschnitt 10 bezeichnet den Odenwaldlimes und 11 den Neckarlimes. Abschnitte 12 - 15 schliesslich stehen für den rätischen Limes, wobei der Teil südlich von Welzheim bis Schwäbisch Gmünd auch noch in Abschnitt 12 fällt. ( Genaueres, siehe Übersicht )
Erforschung: Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Limes von damaligen Gelehrten erforscht. Eine gründlichere Erforschung fand aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Christian Ernst Hanßelmann statt, der in zwei Abhandlungen den Limes südlich des Mains dokumentierte. Eine weitere Beschreibung erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts durch Eduard Paulus d.Ä.. Damals hielt man den Limes allerdings nicht für einen Grenzwall, sondern für eine antike Militärstrasse. Trotz dieser Fehleinschätzung sind seine Beobachtungen heute von grossem Wert, da er viele Denkmäler beschrieb, die heute verloren sind. 1892 wurde schliesslich die Reichslimeskommission gebildet. Massgeblichen Anstoss hierfür gab der Historiker Theodor Mommsen. ( Besonders empfehlenswert sind hier seine Werke zur römischen Geschichte ). Die Ausgrabungen durch die Reichslimeskommission wurden vor Ort von sogenannten Streckenkommissaren geleitet. Diese Forschungen sind heute besonders interessant, da man den gesamten Limes dokumentierte und eine Bestandsaufnahme durchführte, an der sich die heutige Limesforschung orientieren kann. Während der beiden Weltkriege kam die Erforschung des Limes zwangsläufig fast zum erliegen, wurde aber Ende der 70er Jahre wieder aufgenommen wobei zahlreiche Grabungen durchgeführt wurden. Zu erwähnen ist hier das Werk von Ernst Fabricius, der den Limes in einem 18 Bände umfassenden Werk gründlich dokumentierte. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden viele Denkmäler erneut untersucht und im Zuge der Untersuchungen auch konserviert, so zum Beispiel das Militärbad in Walldürn ( 1971 / 1972 ) und das Limestor von Dalkingen ( 1973 / 1974 ). Heute, im Jahr 2005, finden wieder umfangreiche Ausgrabungen statt. Schwerpunkte sind diesmal die Museen in Osterburken und Aalen, die im Rahmen der Ernennung zum Weltkulturerbe durch die UNESCO erweitert werden.
Geschichte: Nach der Eroberung Galliens durch
Julius Cäsar, bildete der Rhein die natürliche Grenze des römischen Weltreiches.
Es wurden zwar unter Cäsar einzelne Vorstösse in germanisches Gebiet gemacht,
aber hauptsächlich waren diese als "Strafaktionen" gedacht, weniger als
Eroberungen. Danach zog man sich schnell über den Rhein wieder zurück nach
Gallien, wo Cäsar genug zu tun hatte, die Völker unter Kontrolle zu halten. (
Siehe hierzu Julius Cäsar - Die gallischen Kriege )
15 v Chr. dringt Nero Claudius Drusus über Bozen, das Tal der Etsch hinauf in
die Alpen vor. Sein Bruder Tiberius, damals Statthalter von Gallien, schickte
ihm Truppen zur Hilfe, die er aus dem Gebiet der heutigen Schweiz
herüberschickte. Nach dem Sieg über die Vindeliker wurde deren Gebiet
Bestandteil des römischen Reiches. ( Tirol, die Ostschweiz und Bayern ) Damit
konnte eine neue Strassenverbindung, von Trient, das Etschtal hinauf, bis nach
Augsburg (Augusta Vindelicum ) und weiter bis zur oberen Donau in Betrieb
genommen werden. Sie stellte zwischen Rätien und Italien eine militärisch
unentbehrliche Verbindung her. Die Alpenpässe und der Nordabhang der Alpen waren
somit in gesichertem römischen Besitz. Jenseits der Alpen erstreckte sich
östlich vom Rhein das germanische Land, südwärts der Donau das der Pannonier und
der Möser. Hier wurde kurz nach der Besetzung Rätiens, gleichzeitig von beiden
Seiten, die Offensive ergriffen. Illyrien, das Gebiet des heutigen Kroatien /
Serbien, wurde Agrippa unterstellt. Nach dessen Tod, im Frühjahr 12. v. Chr,
übernahm Tiberius das Kommando über Illyrien und sein Bruder Drusus das Gebiet
links des Rheins. Über die Verhältnisse in Illyrien und die entgültige
Befriedung durch Tiberius soll an dieser Stelle nicht berichtet werden. Zurück
nach Germanien. Unter Cäsar war, wie schon beschrieben, das gesamte Gebiet links
des Rheins für Rom erobert und einverleibt worden. Allerdings war diese Grenze
mehr als instabil. Schon unter Cäsar wurden rechtsrheinisch einzelne
unterworfene Stämme sesshaft gemacht, wie etwa die Nemeter ( um Speyer), die
Vangionen ( um Worms ) und die Ubier, die sich schon früh unter den Schutz
Cäsars gestellt hatten. Dadurch zogen sie sich den Hass der anderen germanischen
Stämme zu und hatten immer wieder unter Plünderungen zu leiden, sodass sie
Schutz links des Rheins, auf gallischem Gebiet suchten. Agrippa, zur damaligen
Zeit in Gallien anwesend, konnte Ihnen, aufgrund des bevorstehenden sizilischen
Krieges keine Hilfe zukommen lassen. Das einzige was er machen konnte, war den
Rhein zu überschreiten und ihnen zu helfen, überzusiedeln. Aus dieser
Niederlassung entstand das spätere Köln. Da die Lage durch die Germanen, die für
Plünderungen immer wieder den Rhein überquerten, unerträglich wurde, schickte
ihnen der damalige Statthalter Galliens, den Legaten Marcus Lollius mit der
fünften Legion entgegen. Diese wurde schändlich geschlagen und ihrer Feldzeichen
( Legionsadler ) beraubt. Triumphierend zogen sich die Germanen wieder über den
Rhein zurück. Nach dieser schmachvollen Niederlage, zog Augustus selber nach
Gallien. Hier dürfte dann die, wie oben beschriebene Offensive in die Wege
geleitet worden sein, bei der Tiberius in Illyrien und Drusus in Germanien
angriff. Nach Augustus´ Rückkehr nach Rom übernahm Drusus die Verwaltung
Galliens und den Oberbefehl für die jetzt beschlossene entgültige Unterwerfung
der Germanen. Im Jahre 12 v. Chr. begannen die Stämme der Tencterer, Sugambrer
und Usiper wieder einen Angriff auf Gallien. Diesmal allerdings wurden sie von
Drusus am Übergang gehindert und daraufhin zog Drusus mit seinen Armeen in das
germanische Gebiet und verwüstete die Gebiete der Germanen. Der eigentliche
Eroberungsfeldzug aber fand im Norden Deutschlands statt. Vom Rheindelta aus,
die Nordseeküste entlang, bis hin zur Wesermündung wurde das Gebiet erobert. Im
darauffolgenden Jahr, ( 11 v. Chr. ) begann man mit der Eroberung des
Binnenlandes. Im Jahre 9 v. Chr. war dann das Gebiet zwischen Rhein und Weser
erobert. Im selben Jahr überquerte Drusus die Weser, stiess aber aus unbekannten
Gründen nicht bis zur Elbe vor. Auf dem Rückweg, kam es allerdings zu einem
Unglück. Vermutlich im Gebiet der Saale, stürzte Drusus vom Pferd und brach sich
den Oberschenkel. Nach 30 tägigem Leiden starb Drusus 8 v. Chr. im Alter von nur
30 Jahren. Für das römische Volk ein schwerer Schicksalsschlag, da Drusus sich
äusserster Beliebtheit erfreute. Sein aus Rom herbeigeeilter Bruder Tiberius
brachte daraufhin das Heer sicher zurück und führte die begonnene Eroberung
Germaniens in den folgenden 2 Jahren weiter. Zu grösseren Gefechten kam es
allerdings nicht. Von diesem Zeitpunkt an, war die Elbe die politische Grenze
des römischen Reiches, die militärische aber bleib weiterhin der Rhein. Im Jahre
6 v. Chr. machten Streitigkeiten in Rom der Eroberung Germaniens ein vorläufiges
Ende. Tiberius zerstritt sich mit Augustus und legte daraufhin das Kommando über
die Legionen nieder, und ging ins Exil. Da es daraufhin keinen fähigen
Feldherren mehr gab, kam die Eroberungspolitik von Augustus bis hin ins Jahr 2
n. Chr. ins stocken. Diese Situation nutzten die Cherusker und Chauker aus und
erhoben sich 2 n. Chr. gegen die römische Herrschaft. Das berühmte Problem von
Augustus, einen würdigen Nachfolger für das Kaiseramt zu finden, da alle
Anwärter vorzeitig das Zeitliche segneten, zwang ihn sich wieder mit Tiberius zu
versöhnen und ihn zu adoptieren. Daraufhin eilte Tiberius wieder an den Rhein
und setzte die Feldzüge fort, die durch sein Exil unterbrochen waren. Die
Cherusker und Chauker wurden besiegt und das römische Heer stiess wieder an die
Elbe vor. In Winter 4 n. Chr. auf 5 n. Chr. richteten die Römer zum aller ersten
Mal ein Winterlager auf germanischem Boden ein. Die Überschreitung der Elbe
hatte Ihnen Augustus untersagt, es wurden aber diplomatische Beziehungen zu den
Völkern jenseits der Elbe aufgenommen. Zur Vollendung des Werkes fehlte nur noch
die Eroberung des Gebietes zwischen der oberen Elbe und der mittleren Donau, das
heutige Böhmen. Wenn dieses Gebiet erobert werden würde, befände sich Germanien
umzingelt in einem Ring aus römischen Truppen. Doch ein anderer Krisenherd
machte die Eroberung in letzter Minute zunichte. Im Gebiet des heutigen Serbien
fand der sogenannte "Batonischen Krieg" statt. Er begann 6 n. Chr und endete
erst 9 n. Chr. Tiberius musste mit einem Grossteil der Truppen dorthin eilen.
Währenddessen kam es in Germanien zu einer Verschwörung. Unter der Leitung von
Arminius, einem jungen Fürsten der Cherusker, entstand eine Bewegung, deren Ziel
es war, die nationale Unabhängigkeit wieder herzustellen. Arminius und sein
Bruder Flavus hatten bereits unter Tiberius gekämpft und sich durch ihre
Tapferkeit, Auszeichnungen und das römische Bürgerrecht erworben. Zu dieser Zeit
waren die besten und am meisten kampferfahrenen Truppen nach Illyrien versetzt
worden waren um dort im "Batonischen Krieg" zu kämpfen. Es standen also nur
unerfahrene und frisch ausgehobene Truppen in Germanien. Hinzu kam, dass der
frühere Statthalter in Syrien, Publius Quinctilius Varus, sich in der Kunst der
Kriegsführung nicht besonders auskannte, da er kein erfahrener Feldherr, sondern
eher ein Günstling war, der aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung den
Feldherrentitel erwarb. Im Jahr 9 n. Chr. lagen also drei Legionen ( ca. 20000
Mann ) im Sommerlager an der Weser ( Nahe Minden ). Als es spät im Jahr war,
rüstete man sich zum Aufbruch ins Winterlager bei Aliso ( vermutlich Elsen,
westlich von Paderborn ). Durch eine Nachricht, in einem benachbarten Gau wäre
ein Aufstand ausgebrochen veranlasst, liess Varus die Legionen nicht, wie
geplant den direkten Weg ins Winterlager antreten, sondern strebte einen Umweg
an, um auf dem Rückweg den Aufstand nieder zu schlagen. Als die römischen
Legionen weit genug gezogen waren, begannen die Germanen in den benachbarten
Gauen, die kleinen römischen Truppenteile, die bei ihnen stationiert waren
nieder zu machen. Währenddessen marschierten die römischen Legionen in Richtung
des vermeintlichen Aufstandes. Arminius war am Abend zuvor noch Gast im Zelt des
Varus gewesen und verstand es ihn in Sicherheit zu wiegen. Den
Überraschungseffekt ausnützend, stürmten die Germanen aus den Wäldern und
griffen den Tross an, der sich nicht zur Gegenwehr bereit gemacht hatte und so
eine leichte Beute für die Germanen wurde. Über drei Tage zog sich die Schlacht,
während die Römer versuchten weiter voran zu kommen und die Germanen unentwegt
angriffen. Varus nahm sich, wie einige seiner Offiziere auch, das Leben. Durch
die Nachricht von der Vernichtung der Legionen beflügelt brach in ganz Germanien
der Aufstand los. Erst am Rhein konnten die Germanen daran gehindert werden
überzusetzen und den Aufstand nach Gallien zu tragen. Die Nummern, der in der
Varusschlacht vernichteten Legionen ( 17, 18 und 19 ) wurde nie wieder vergeben.
Tiberius übernahm daraufhin wieder das Kommando der Rheinlegionen, die nach der
Niederlage des Varus erheblich verstärkt wurden. Der nächste Vorstoss über den
Rhein wurde im Jahre 10 n. Chr. , also ein Jahr nach der Varusschlacht
unternommen, aber ohne grosse Folgen. Wahrscheinlich lag die Absicht darin, den
Germanen vor Augen zu halten, dass die Römer es trotz der Niederlage immer noch
wagen, den Rhein zu überqueren. Erst als Germanicus, der Neffe von Tiberius und
Sohn von Drusus, im Jahre 13 n. Chr. das Kommando über die Rheinlegionen
übernahm, änderte sich die Taktik. Am 19. August des Jahres 14 n. Chr. starb
Kaiser Augustus. In den Truppen begann es aufgrund des Machtwechsels zu gären,
und Germanicus verstand es, dem Unmut den Wind aus den Segeln zu nehmen und neue
Feldzüge in Germanengebiet zu wagen. Allerdings nicht zum Zweck der Eroberungen,
sondern um die 3 verlorenen Legionsadler zurück zu erobern und die Germanen zu
bestrafen. Noch im Todesjahr des Augustus überschritt Germanicus den Rhein und
drang tief in Feindesland vor. Hierbei zerstörten sie alles was ihnen in den Weg
kam. Ein Jahr später, 15 n. Chr. erfolgte der zweite Feldzug von Germanicus, der
beinahe ein eben solches Ende fand, wie es 6 Jahre zuvor Varus erlebt hatte.
Wieder wurden die Römer von den Rebellen des Arminius angegriffen, diesmal aber
zeigte sich, wozu Truppen fähig waren, die von einem erfahrenen Feldherrn
angeführt wurden. Der Angriff wurde zurückgeschlagen und der Armee des Arminius
eine schwere Niederlage zugefügt. Bei dem Feldzug 16 n. Chr. änderte Germanicus
seine Taktik. Er liess sein gesamtes Heer an der Rheinmündung auf Schiffe
befördern und stach mit der Flotte Richtung Emsmündung in See. Dies hatte den
Vorteil, dass ein verlustreicher Marsch quer durch Germanien vermieden wurde,
und man so den Feind auf dem rechten Ufer der Weser entgegentreten konnte. Dort
trafen die römischen Truppen auf das gesamte Heer der Germanen. Aus diesen
Schlachten ging Germanicus als Sieger hervor und Arminius konnte verletzt
fliehen. Auf der Heimfahrt gerieten die Schiffe allerdings auf der Nordsee in
schwere Stürme und die Flotte wurde teilweise bis nach Britannien verschlagen.
Kurz darauf wurde Germanicus nach Rom abberufen und ihm dort ein Triumphzug
gewährt. Inmitten dieses Triumphzuges, unter den Gefangenen, befanden sich auch
die Gattin des Arminius und sein, in Gefangenschaft geborener Sohn, den er nie
zu Gesicht bekam. Welches die Gründe waren, die Eroberung Germaniens wieder auf
Eis zu legen ist unklar. Sicher ist nur, dass auch schon Augustus nach der
Varusschlacht die Eroberung aufgeben wollte, und Tiberius dem Ganzen ein Ende
machte. Vielleicht war Ihnen gewahr geworden, dass die Pläne, Germanien zu
unterwerfen die Macht der römischen Legionen übersteigen würden. Nach dem Abzug
des Germanicus, gelangten interne Streitigkeiten und Machtkämpfe unter den
Germanen immer mehr in den Vordergrund. Arminius selber fiel einem Mordanschlag
zum Opfer.
Eine Wende gab es erst wieder unter Kaiser Claudius, der vom Alpenvorland bis an
die Donau vorstossen liess und dort den sogenannten Donaulimes, mit den
Kastellen Hüfingen, Tuttlingen, Emerkingen, Rißtissen, Unterkirchberg,
Aislingen, Burghöfe, und Oberstimm errichten und durch eine Strasse miteinander
verbinden liess. Nach der Schreckensherrschaft Neros und seiner Mutter Agrippina
kommt es im Jahre 69 n. Chr. zum Bürgerkrieg. Der Statthalter der Provinz
Hispania Tarraconensis, Galba wird zum Kaiser ausgerufen. Diesem verweigern die
Legionen, die am Rhein stationiert waren den Treueid und rufen stattdessen
Vitellius zum Kaiser aus. Dieser zieht mit einem grossen Teil der Rheinlegionen
, denen sich auch die, in Mainz stationierten Legionen und später die 11. Legion
aus dem Alpenland anschliessen, Richtung Rom um den Widersacher zu stürzen.
Unterdessen kommt es in Rom schon wieder zu einem Machtwechsel. Der Statthalter
von Lusitania, Otho, stürzt mit Hilfe der Prätorianer, die bei Umstürzen
meistens eine zweifelhafte Rolle spielten, den, noch amtierenden Galba und lässt
sich selber zum Kaiser ausrufen. Otho, sich der Gefahr bewusst, die über die
Alpen in Gestalt von Vitellius nach Rom vorrückt, stellt ein Heer zusammen um
sich Vitellius entgegenzustellen. In Oberitalien, genauer gesagt in der Nähe von
Cremona, kommt es zur entscheidenden Schlacht, in deren Verlauf Otho getötet
wird. Daraufhin zieht Vitellius in Rom ein und lässt sich zum Kaiser krönen.
Diesem verweigern allerdings die Legionen, die im Orient stationiert sind, unter
Ihrem Oberbefehlshaber Titus Flavius Vespasianus den Treueid und rufen Vespasian
ihrerseits zum Gegenkaiser aus. Dieser zieht mit seinen Legionen wiederum nach
Rom, wo es abermals bei Cremona zu einer Schlacht kommt. Während dieser Schlacht
wird Vitellius getötet und Vespasian gilt als neuer Kaiser. Er wird nach seinem
Einzug in Rom, vom Senat als Kaiser bestätigt. Währenddessen war es in Gallien
und Germanien zur Katastrophe gekommen. Die verbliebenen Truppen am Rhein werden
von den, aus dem Norden den Rhein herunter ziehenden, Batavern angegriffen.
Xanten, Köln und Trier werden besetzt und ein gallisches Reich ausrufen.
Daraufhin wendet sich Kaiser Vespasian dem Unruheherd zu und beauftragt den
Legaten Petilius Cerialis den Aufstand niederzuschlagen. Die Aufständischen
werden schliesslich in einer Schlacht bei Trier besiegt ( 70 n. Chr. ) . Nachdem
das Gebiet wieder befriedet war, begann man um 74 n. Chr. eine Strasse zwischen
Offenburg am Rhein und Tuttlingen an der Donau zu bauen. Dies hatte den Vorteil,
dass Truppen aus den östlichen Provinzen, schneller in Krisengebiete nach
Gallien und Germanien gebracht werden konnten, ohne das Rheinknie bei Basel
umrunden zu müssen. Das durch den Strassenbau, neu gewonnene Gebiet, genannt
Area Flaviae, wird nun dem römischen Reich einverleibt. Das Verwaltungszentrum
wird Rottweil. Nachdem aber später der Alb-Donaulimes entstand, wurde der
Standort Rottweil bedeutungslos.
Domitian, der Sohn Vespasians, organisierte 83 n. Chr. einen Feldzug gegen den
germanischen Stamm der Chatten, die das Gebiet der Wetterau ( nördlich von
Frankfurt/Main ) bewohnten. Die Chatten waren ein Volksstamm, der immer wieder
für Unruhe sorgte. Diese wurden geschlagen, das eroberte Gebiet wurde dem
römischen Reich einverleibt und die Aussengrenze wurde an den Main und die Lahn
verschoben. Daraufhin wurde das Gebiet vom Rhein, über die Wetterau, bis an den
Main, mit Kastellen gesichert. Dieser Feldzug, wurde von der damaligen
Propaganda als Unterwerfung Germaniens gefeiert. Zu diesem Zweck wurden extra
Münzen geprägt, und Domitian bekam den Titel "Germanicus" zugesprochen. Als
"Grenze" wurde damals, eine 177 km lange Schneise durch den Taunus gezogen. Zu
dieser Zeit ( um 85 n. Chr. ) entstand auch der sogenannte Neckarlimes mit den
Kastellen Wimpfen, Walheim, Benningen, Böckingen, Cannstatt und Köngen.
Um 100 n. Chr. wurde der Odenwaldlimes im Auftrag von Kaiser Trajan errichtet.
Als Verlängerung des Neckarlimes wurden hier Wachtürme aus Holz gebaut, die
durch Postenwege miteinander verbunden waren. Anfangspunkt des Odenwaldlimes war
der Main bei Wörth ( Seckmauern ), Endpunkt war der Neckar beim heutigen Bad
Wimpfen. Dadurch wurde die Lücke zwischen dem Main und dem Neckarlimes
geschlossen.
Anmerkung: Es ist umstritten, ob die Limesbauten am Odenwald- und Neckarlimes
unter Kaiser Domitian oder Kaiser Trajan entstanden sind. Heute geht man davon
aus, dass die Grenze zwar unter Domitian gezogen wurde, aber die Limesbauten
erst unter Kaiser Trajan entstanden sind, der nach den Kriegen gegen die Daker
eine umfassende Grenzsicherung in Auftrag gab.
Ein weiterer Ausbau erfolgte um 120 n. Chr. unter Kaiser Hadrian, der zwischen
den Wachtürmen, Palisaden errichten liess.
Unter Antoninus Pius erfolgt ein Ausbau, dessen Gründe sich bis heute nicht
nachvollziehen lassen. Um 146 n. Chr. wurden die hölzernen Türme am
Odenwaldlimes durch Steintürme ersetzt. 4 Jahre danach, wurden diese aber
aufgegeben, weil die Grenze um 30 Kilometer nach Osten verlegt wurde. Die
Kastelle am Odenwaldlimes verlieren ihre militärische Bedeutung, bleiben aber
teilweise als Handelsstützpunkte erhalten. Gleichzeitig wird der Donaulimes nach
Norden verschoben. Der rätische Limes mit den Kastellen, Schwäbisch
Gmünd-Schirenhof, Böbingen, Aalen, Buch, Ellwangen-Halheim, Ruffenhofen,
Dambach, Gunzenhausen, Theilenhofen, Ellingen, Weißenburg, Pfünz und Böhming war
entstanden und trifft sich bei Lorch mit dem neu entstandenen schnurgeraden
Teilstück des obergermanischen Limes. Es entstehen am obergermanischen Limes die
Kastelle Miltenberg, Walldürn, Osterburken, Jagsthausen, Öhringen, Mainhard,
Murrhardt, Welzheim und Lorch.
Damit war der Verlauf des Limes festgelegt. Eine weitere Verschiebung der
Aussengrenze in Germanien fand ab da nicht mehr statt. Der Ausbau war damit aber
noch nicht beendet. Während am Limesabschnitt zwischen Lorch und Miltenberg von
vorn herein Steintürme errichtet wurden, folgten diese am Rätischen Limes erst
um 200 n. Chr. Zeitgleich wurden am rätischen Limes die Holzpalisaden durch eine
Steinmauer ersetzt, während es am obergermanischen Limes bei Palisaden blieb.
Dort wurde der Limes durch einen tiefen Graben hinter der Palisade und einen
zusätzlichen Wall aus Erde verstärkt.
Nach der Regierungszeit des Antoninus Pius, die in der römischen Geschichte als
die friedlichste gilt, kam es unter seinem Nachfolger, Marc Aurel zu erneuten
Unruhen. Die Chatten, die schon unter Kaiser Domitian besiegt wurden, wagten
immer wieder Vorstösse und auch an der Donau, kam es um 160 n. Chr. zu einem
verheerenden Überfall, in dessen Verlauf die Markomannen und ihre Verbündeten
bis nach Norditalien vordrangen. Es wurde neue Legionen in Italien ausgehoben
und die Stämme wurden zurückgedrängt. Um 170 n. Chr. begann Marc Aurel mit einer
Offensive um diese Stämme entgültig zu unterwerfen. Er drang mit seinen Legionen
erstmals seit Germanicus wieder bis an die Elbe vor. In diese Zeit fällt
übrigens auch die Gründung des Legionslagers Regensburg ( castra regina ), das
die Grenze gegen die Markomannen sichern sollte. Die Markomannen wurden
niedergeworfen und das Gebiet bis zur oberen Elbe fast gesichert, als das
Schicksal zuschlug. Am 17. März 180 starb Marc Aurel im Feldlager bei Vindobona
( Wien ) an der Pest, die durch die Legionen aus Persien eingeschleppt wurde und
verheerende Auswirkungen auf die Truppen hatte. Seinem Sohn Commodus, der
ebenfalls im Feldlager anwesend war, blieb es vorbehalten, diese Kriege
weiterzuführen, aber es kam anders. Aus welchen Gründen auch immer beschloss
Commodus mit den Markomannen Frieden zu schliessen und die eroberten Gebiete
wieder zu räumen, was bei den Truppen als überaus schändlich angesehen wurde.
Dieser Entschluss von Commodus hatte die ganze Arbeit seines Vaters wieder
zunichte gemacht.
Der erste Alamanneneinfall fand um 213 n. Chr. unter Kaiser Caracalla statt. Ab
diesem Datum wurde der Stamm der Alamannen zum ersten mal geschichtlich erwähnt.
Die Alamannen wurden daraufhin mit grossem Heeresaufgebot im Feldzug besiegt,
was Caracalla den Beinamen "Germanicus - der Germanenbesieger " einbrachte. Im
Jahre 233 n. Chr., kam es unter Kaiser Severus Alexander zum verheerendsten
Überfall. Die Alamannen benutzen die Römerstrassen, die ins Hinterland führten
und richteten grosse Verwüstungen an. Die Truppen an Rhein und Donau hatten
diesem Überfall nichts entgegen zu setzten, da der Grossteil nach Persien
abgezogen wurde um dort die Reichsgrenze zu sichern. Severus Alexander musste
also mit den Persern Frieden schliessen und die Truppen wieder an den Rhein
verlegen. Da er aber die Entscheidung fällte, den Angreifern nicht militärisch
entgegen zu treten, sondern sich den Frieden zu erkaufen, wurde er zusammen mit
seiner Mutter 235 n. Chr. im Heerlager bei Mainz von den erzürnten Soldaten
ermordet. Die Truppen liefen zu dem anrückenden Maximinus Thrax über, der
unterdessen von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden war. Damit begann in
Rom die Zeit der sogenannten Soldatenkaiser. Herrscher also, die nicht aufgrund
von Adoption oder Erbrecht an den Kaisertitel gelangten, sondern Soldaten , die
von Ihren Truppen zum Kaiser gemacht wurden. Maximinus Thrax führte, um das
schändliche Verhalten Alexanders wieder gut zu machen einen ausgedehnten Feldzug
gegen die Alamannen durch. Danach setzte er sich Richtung Rom in Bewegung um
sich auch dort die Legitimation für den Kaisertitel zu holen. Währenddessen kam
es in Afrika zum Aufstand. Gordian I und sein Sohn Gordian II liessen sich zu
Kaisern ausrufen. Allerdings wurde dieser Aufstand von lokalen Truppen schnell
wieder niedergeschlagen und die beiden Herrscher ermordet. In Rom wurden
währenddessen Balbinus und Pupenius zu Kaisern ausgerufen. Die beiden Greise
ernannten daraufhin Gordian III, einen Enkel Gordians des ersten zum Cäsar (
Prinz ). Maximinus Thrax wurde daraufhin von seinen eigenen Truppen ermordet.
Das selbe Schicksal erfuhren auch Balbinus und Pupenius, die von den
Prätorianern ermordet wurden. Gordian III musste sich daraufhin wieder dem Krieg
mit den Persern widmen. Im weiteren Verlauf kam es immer wieder zu einzelnen
Überfällen auf den Limes und das Hinterland bis der Limes um 260 n. Chr, unter
Kaiser Gallienus, überrannt wurde und seine Bedeutung als Grenze des römischen
Reiches verlor. Die römischen Truppen wurden bis hinter den Rhein
zurückgedrängt.
Die Gründe hierfür liegen in der verheerenden Krise in der sich das römische
Reich zu dieser Zeit befand. Meuternde Truppen, massive Geldabwertung und ein,
erstmals in der Geschichte Roms, von den Persern gefangen genommener und
versklavter Kaiser ( Valerianus ) trugen sicher dazu bei. Die Soldaten am Limes
wurden zu anderen Unruheherden abgezogen oder liefen gleich zum Feind über.
Diese Situation blieb den Germanen natürlich nicht verborgen die diese
Gelegenheit auch gleich nutzten. Ausserdem verödeten aufgrund der häufigen
Überfälle der Alamannen, immer mehr Gutshöfe im Hinterland. Münzfunde belegen
allerdings, dass die grösseren Städte und auch viele Gutshöfe weiterhin
bestanden. Die Alamannen hatten es vor allem auf die Gallischen Provinzen
abgesehen, die wesentlich reicher waren als das Limeshinterland. Mit dem
Alamanneneinfall war die militärische Präsenz rechts des Rheins damit vorbei.
Die Geschichte der Römer in Deutschland geht aber noch weiter. Lesen Sie hierzu
den zweiten
Teil: "Von Gallienus bis Diocletian."