Jupitergigantensäulen: Die Verehrung des Jupiter, dem höchsten Gott Roms, wird man hierzulande hauptsächlich anhand von sogenannten "Jupitergigantensäulen" gewahr. Ich will den Aufbau einer solchen Säule mal anhand eines, in Hausen an der Zaber gefundenen Exemplares, verdeutlichen. Die Darstellung auf der Spitze dieser Säulen zeigt Jupiter, ein Blitzbündel in der Hand haltend, wie er über einen Giganten, ein menschenähnliches Wesen mit Schlangenbeinen, hinweg reitet. Dies soll des Sieg der Ordnung ( Jupiter ) über das Chaos ( Giganten ) symbolisieren, eine Geschichte aus der römischen Mythologie. Im obergermanischen Raum wird Jupiter interessanterweise häufig auf einem Pferd reitend dargestellt und nicht mit einem Viergespann fahrend, wie es auf normalen römisch-griechischen Darstellungen der Fall ist. Diese Besonderheit findet sich nur hier im obergermanischen Raum. Der Grund ist bisher noch nicht geklärt, es werden aber keltische Einflüsse für diese ungewöhnliche Darstellung angenommen. Dies ist bei weitem nicht ungewöhnlich, da die Bewohner des Limeshinterlandes hauptsächlich Kelten waren und ihr Glauben in die römische Religion mit einfloss beziehungsweise, sich mit ihr vermischte. Unterhalb der Jupiterdarstellung stehen meistens die Abbildungen der vier Jahreszeiten gefolgt von einem verzierten Schaft. Der Säulenschaft zeigt normalerweise ein Schuppenmuster, manchmal aber auch ein Ornament aus Weinreben, ein Indiz, dass auch der Weinanbau unter besonderen Schutz Jupiters stand und der Auftraggeber dieser Säule diesen besonderen Schutz bei der Verehrung auch erhofft hat.
Der Oberteil der Säule mit der Reitergruppe und den vier Jahreszeiten. Darunter
ein Teil des Säulenschaftes.
Unterhalb des Schaftes befand sich ein Abschnitt mit
acht Flächen, auf denen die Planetengötter abgebildet waren, welche die einzelnen
Wochentage repräsentierten. Sol, für Sonntag, Luna für Montag, Mars für
Dienstag, Merkur für Mittwoch, Jupiter für Donnerstag, Venus für Freitag und
Saturn für Samstag. Die achte ( vordere ) Seite zeigt Victoria, die Göttin des Sieges.
Der Wochengötterstein, mit Victoria auf der Vorderseite.
Den untersten Teil der Säule bildet der sogenannte Viergötterstein welcher auf
einem dreistufigen Unterbau ruht. Die Säule von Hausen zeigt vorne die
Weiheinschrift, auf der linken Seite ( siehe Bild ) ist Apollo zu sehen.
Gegenüber findet man die Abbilder von Venus und Vulkan, und auf der hinteren
Seite sieht man das Abbild von Diana.
Der Viergötterstein mit Unterbau. Vorne ist die Weiheinschrift angebracht.
Mithraskult: Der
Kult um den Lichtgott Mithras stammt ursprünglich aus Persien und wurde wahrscheinlich von Soldaten
oder Siedlern mitgebracht. Wiederum geht es hier um den Kampf zwischen Gut
und Böse, zwischen Licht und Dunkel, zwischen Entstehen und Vergehen. Mithras
besiegte den Urstier und erschuf danach Welt neu. Diese Szene ist auch
Mittelpunkt eines jeden Mithrasreliefs, während um diese Szene herum, die Titel
und Heldentaten aufgereiht sind. Am berühmtesten ist in diesem
Zusammenhang wohl das Mithrasrelief aus Osterburken ( siehe unten ). Der Aufbau
einer Kultstätte lässt sich am besten am Beispiel Mundelsheim
zeigen. Die eigentliche Kultstätte war nicht mehr als ein vertiefter Gang (
spilea ), welcher die Höhle symbolisieren soll, in der Mithras den Stier
tötete und an dessen Stirnseite die Stiertötungsszene anhand den Reliefs dargestellt war.
Meistens befinden sich an beiden Seiten des Reliefs noch Statuen der beiden Helfer
des Gottes, namens Cautopates und Cautes. Beide tragen je eine Fackel. Bei
Cautes ( Personifizierung für den Tag ) zeigt sie nach oben, was den
Sonnenaufgang bedeuten soll, Cautopates ( steht für die Nacht ) senkt die
Fackel nach unten was den Sonnenuntergang bedeuten soll. An beiden
Längsseiten des Kultganges waren Plattformen, auf denen die Gäste der
Zeremonie Platz nahmen. Das Dach war meist gewölbeförmig und mit
Himmelssymbolen bemalt. Der Mithraskult, war übrigens ausschliesslich
Männern vorbehalten.
Mithrasrelief aus Osterburken
Weiheinschriften: Im
ehemaligen obergermanischen Raum findet sich eine Vielzahl von Weiheinschriften.
Sie sind primär dem jeweiligen Haus oder Schutzgott, oftmals zusätzlich dem Kaiser und
seiner Familie oder manchmal auch der Kaiserin gewidmet. Anhand einer Inschrift,
welche in Grossbottwar, Kreis Ludwigsburg gefunden wurde, wird dies besonders
deutlich: IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) APOLLINI ET SIRONAE
AEDEM CVM SIGNIS G(aius) LONGINIVS SPERATVS V(eteranus) LEG(ionis) XXII
PR(imigeniae) P(iae) F(idelis) ET IVNIA DEVA CONIVNX ET LONGINI(i) PACATVS
MARTINVLA HILARITAS SPERANTIANVS FILI(i) IN SUO POSVERVNT V(otum) S(olvervnt)
L(aeti) L(ibentes) M(erito) MVCIANO ET FABIANO C(on)S(ulibus).
Kopie des Weihesteines aus Grossbottwar im archäologischen Park Köngen.
Übers: "Zu Ehren
des kaiserlichen Hauses und Apoll und Sirona haben diesen Tempel mit Bildnissen,
Gaius Longinius, Veteran der 22. Legion, der allerersten, frommen und treuen und
seine Frau Iunia Deva und ihre Kinder Pacatus und Speratianus, auf eigenem Boden
errichtet. Sie haben damit ihr Gelübde erfüllt, froh und freudig nach Gebühr.
Als Mucianus und Fabianus Konsuls waren. ( Anm: 201 n. Chr. )"
Solche Inschriften, welche auf ein Gelübde hinweisen findet man überall im damaligen römischen Einflussbereich.
Das Gelübde war ein Versprechen, was dem jeweiligen Gott gemacht wurde, dass,
wenn er einem gnädig gestimmt war oder beschützen würde, man als Dank dafür
einen Altar errichten werde. Der Anlass war dementsprechend auch einer, der den
besonderen Segen der jeweiligen Gottheit auch bedurfte. Sei es für eine
bevorstehende gefahrvolle Reise oder auch die Fürbitte für eine gute Ernte
oder vielleicht auch, in Germanien sehr gut vorstellbar, das Überleben in einem
bevorstehenden Kampf. Leider ist nur auf wenigen Inschriften der Ursprung des
Gelübdes überliefert, aber ein Blick auf den Kompetenzbezeich der
angesprochenen Gottheit kann in manchen Fällen Rückschlüsse erlauben. ( Mein
Dank geht hier an Herrn Dr. Dietwulf Baatz für seine hilfreichen
Erläuterungen. )
Kaiserkult: Eine Verehrung des jeweiligen Kaisers war Pflicht, eine Missachtung unter Strafe gestellt. Das Abbild des amtierenden Kaisers war allgegenwärtig. Sei es auf Münzen, auf deren Vorderseite das Antlitz des Kaisers prangte, oder auf Bronzestatuen, die auf öffentlichen Plätzen aufgestellt waren. Während man sich die Gottheiten, denen man huldigte grösstenteils selber aussuchte, war die oberste Gottheit der Kaiser selber. Gerade hier erwiesen sich wiederum Münzen als hervorragendes Mittel zur Verbreitung des kaiserlichen Abbildes und seiner Propaganda. Sie verbreiteten sich, selbst bei Herrschern, welche nur kurze Zeit im Amt waren, bis in den letzten Winkel der Provinzen.