Allgemein:
Nachdem schon lange eine römische Ansiedlung im Gewann "Guldenhalde" vermutet
wurde, begannen erste Untersuchungen durch den, damals neu gegründeten,
Altertumsverein Sulz in den Jahren 1890 und 1891. Bei diesen Grabungen
wurden zwei Wehrtürme und ein Teil der Mauer, sowie einige Mauerzüge von
den, dahinter liegenden, Gebäuden aufgedeckt. Die Reichslimeskommission begann
daraufhin ihre Untersuchungen im Jahr 1895 unter der Leitung des
Streckenkommissars Dr. R. Herzog. Die Forschungen beschränkten sich nur auf das
Kastellgelände, von einer ausgedehnten Siedlung wusste man damals aber schon
anhand von Untersuchungen durch Paulus d. Ä.
Kohortenkastell: Das
Kastell lag auf einer Anhöhe oberhalb des Neckartales und hatte die Aufgabe
einen Knotenpunkt zweier bedeutender römischer Strassen zu überwachen. Die eine
Strasse, von Rottweil kommend, vereinigte sich mit der Strasse, welche vom
Kastell Lautlingen kam und der neue, gemeinsame, Strassenabschnitt führte dann weiter nach
Rottenburg. Das Kastell hatte eine Gesamtfläche von 1,75 ha ( 113,9 m x
111,1 m x 157,5 m x 150,4 m ) und hatte eine rechteckige Form mit abgerundeten
Ecken. Es wurden drei Tore gefunden, ein viertes war aber zweifelsfrei
vorhanden. Ungewöhnlich ist die hohe Anzahl an Wehrtürmen. Ausser den acht
Tortürmen, welche die Tore flankierten wurden zwanzig! Zwischentürme nachgewiesen. Die Stärke der Umfassungsmauer schwankt zwischen
1,0 m und 1,35 m, je nach Lage, da das Kastell, auf sehr unregelmässigem
Untergrund erbaut wurde und somit an manchen Stellen stärker befestigt war um
die Konstruktion abzustützen. Von den Innenbauten ist nicht viel bekannt. Teile
des Stabsgebäude sowie der Mannschaftsbaracken wurden
entdeckt. Das Kastell wurde, was Funde belegen, am Ende des ersten Jahrhunderts
n. Chr. , vermutlich während der Regierungszeit von Kaiser Vespasian, zuerst als
Holz-Erde Konstrukt, später aus Stein erbaut und
war nur sehr kurz, bis in den Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. in
Betrieb. Über die hier stationierte Truppe gibt es allerdings keine verwertbaren
Hinweise, sodass hier leider nur spekuliert werden kann. Man hat ein
Inschriftenfragment gefunden, welche eine Cohors XX... nennt und man vermutet in
sogenannten Fachkreisen, dass es sich hier um die Cohors XXIIII voluntariorum
civium romanorum gehandelt hat.
Zivilsiedlung: Der
Vicus reihte sich südlich des Kastells entlang der Strasse, welche von Rottweil
kam, auf. Er bestand aus so genannten Streifenhäusern, also Gebäuden deren
Vorderfront nach der Strasse ausgerichtet war. Der
römische Keller von Sulz war Bestandteil dieser Zivilsiedlung. Wie lange diese
Ansiedlung bestand ist nicht genau gesichert, aber eine gewisse Zeit nach
Aufgabe des Kastells muss sie weiter bestanden haben, da sich in den
Gebäuderesten, Steine und andere Bauteile aus dem ehemaligen Kastell befanden. Auch der Keller, welcher
restauriert in Sulz unter einem Schutzdach zu sehen ist, wird auf die Mitte des
2. Jahrhunderts, also kurz nach Aufgabe des Kastells datiert. Grosse Teile des
Dorfes wurden gegen Ende des 2. Jahrhunderts zerstört, aber kurz danach wieder
neu aufgebaut. Eine endgültige Aufgabe des Vicus wird gegen Mitte des 3.
Jahrhunderts angenommen, da zu diesem Zeitpunkt die grossen Alamannenüberfälle
stattfanden, welche das ganze rechtsrheinische Gebiet mit Plünderungen und
Zerstörungen überzogen.
Anfahrt:
Sulz ist am Besten über sie Autobahn A81 Stuttgart - Singen, Ausfahrt Sulz /
Vöhringen zu erreichen. Man nimmt dann die Landesstrasse L409 in Richtung Sulz
und fährt am Kreisverkehr geradeaus weiter. Der
Keller liegt im Ortsteil Sulz-Kastell in einer kleinen Parkanlage. Eine
Beschilderung mit Wegweisern ist vorhanden. Die Öffnungszeiten sind jeweils am ersten und letzten Samstag
Mai - Oktober von 10 - 12 Uhr
Weitreichende Forschungen im Kastelldorf wurden im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg in den Jahren 1967 - 1972 durchgeführt.
Aus: Der obergerm.-raet. Limes des Roemerreiches, Kastell Sulz.
Verlag Otto Petters, 1897.
Während das
Kastellgelände heute weitestgehend unbebaut ist, wurden weite Teile der
Zivilsiedlung in moderner Zeit durch ein Neubaugebiet zerstört.
Einzig der Keller konnte erhalten werden und wurde mit einem Schutzdach
versehen. Vor dem Schutzbau steht die Nachbildung eines römischen Brunnens.