Kohortenkastell Pfünz

Allgemein: Das Kastell liegt auf einer Anhöhe im Süden von Pfünz, ca. 42 m über der Talsohle. Es ist eins der am Besten untersuchten Kastelle am Limes. Die Forschungen begannen schon im Jahr 1884 unter dem Generalmajor Karl Popp, sowie Friedrich Ohlenschlager und Hugo Arnold. Die Reichslimeskommission begann ihre Nachforschungen im Kastell und im dazugehörigen Vicus im Jahre 1892 unter dem Streckenkommissar Friedrich Winkelmann und führte sie bis ins Jahr 1900 fort. Die leider nicht historisch belegte Nachbildung des Nordtores, sowie der steinernen Umwehrung und dem nordwestlichen Eckturm fand in den Jahren 1992 bis 1994 statt. Zur Rekonstruktion der Nordseite wurden nicht die Befunde der damaligen Grabungen berücksichtigt, sondern sie geschahen aufgrund von Beobachtungen an anderen Limeskastellen und sind somit für das Kastell Pfünz nur bedingt repräsentativ.

Blick auf das rekonstruierte Nordtor.

Das westliche Seitentor.
Kastell: Das Kastell besass eine Grundfläche von 2,5 ha, mit Seitenlängen von 189 m x 187 m x 145 m x 144 m und bildete ein leicht verschobenes Rechteck. Es wurde vermutlich schon um 90 n. Chr. unter Kaiser Domitian als Holz- Erdekonstrukt errichtet und in den Regierungsjahren von Antoninus Pius in ein steinernes Lager umgebaut, wie eine Bauinschrift belegt: "IMP(eratori) CAE(sari) TITO AEL(io) HADR(iano) ANTONINO AVG(vsto) PIO COH I BR(eucorum) C(ivium) R(omanorum)" Übers: "(Dem) Imperator und Caesar Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus Pius. (Die) 1. Breukerkohorte römischer Bürger."
Das Kastell besass vier Tore, alle mit einer doppelten Durchfahrt versehen und von Tortürmen flankiert. Es konnten weiterhin vier Ecktürme, aber nur ein Zwischenturm an der südöstlichen Seite nachgewiesen werden. Das westliche und das östliche Tor stehen sich nicht direkt gegenüber, wodurch die verbindende Lagerstrasse ( via principalis) leicht schräg durch das Kastell führte, was zur Folge hatte, dass auch das Stabsgebäude und die, an diese Strasse grenzenden Gebäude, schräg innerhalb des Lager angebracht waren. Das Kastell war von zwei Spitzgräben umgeben, welche heute noch sehr gut an der westlichen Seite sichtbar sind, da direkt unter dem Lager das Juragestein liegt und die Gräben in das Gestein geschlagen werden mussten.  Münzfunde, deren Schlussmünze ein Denar des Kaisers Severus Alexander aus dem Jahr 232 v. Chr. bildet  und welche im Vicus gemacht wurden, sind ein Hinweis darauf, dass das Kastell mitsamt seiner Besatzung und dem dazugehörigen Vicus in den ersten grossen Alamanneneinfall im Jahr 233 n. Chr. unterging. Die Kohorte wird nach diesem Ereignis auch nirgends mehr erwähnt.

Das südliche Tor.

Eckturm an der südöstlichen Seite.

Besatzung: Die Truppe, welche das Kastell von Anfang bis Ende bewohnte, war die oben schon erwähnte 1. Breukerkohorte, eine Truppe welche ursprünglich in Illyrien ( heutiges Ungarn ) ausgehoben wurde. Sie wurde mit zahlreichen Ehrentiteln, wie "valeria victrix torquata ob virtutem appelata" ( die siegreiche valerische, zweimal mit dem Ehrenschmuck ausgezeichnete ) oder "antoniniana" ( die Antoninianische ) belegt, was auf eine, im Krieg erfolgreiche und erfahrene Truppe schliessen lässt. Sie bestand aus einer 500 Mann starken Einheit, welche durch eine Reiterabteilung ergänzt wurde. Es handelte sich also um eine "cohors quingenaria equitata". Die korrekte Bezeichnung lautete also: "Cohors I Brevcorum civium romanorum valeria victrix bis torquata ob virtutem appellata equitata". Aus verschiedenen Inschriften sind uns heute auch die Kommandeure sowie einzelne Führer der Truppenuntereinheiten bekannt, auf deren Erwähnung ich aus Platzgründen hier verzichten will. Eine interessante Weiheinschrift gibt uns allerdings Auskunft darüber, dass die Truppe eventuell auch unter Kaiser Caracalla in seinem Feldzug gegen die Alamannen im Jahr 213 n. Chr. mitgewirkt hat: FO(rtuna)E RED(uci) (cohors) I BR(eucorum) ANTO(niniana) V(otum) S(olvit) L(ibens) L(aetus) M(erito) LAETO II  CO(nsule). Übers: Der zurückführenden Fortuna. Die Cohors I Breucorum Antoniniana hat Ihr Gelübde erfüllt, froh und freudig nach Gebühr, als Laetus II Consul war. ( Anm: 215 n. Chr. )
Hauptaufgabe der Truppe dürfte aber die Überwachung des Altmühltales und des Tales des heutigen "Pfünzer Baches" gewesen sein.

Der doppelte Spitzgraben.

Anfahrt: Das Kastell ist über die Innenstadt von Pfünz zu erreichen, von wo aus der Weg dorthin gut ausgeschildert ist.