Kohortenkastell Oberscheidental
Allgemein: Das um 100 n. Chr. erbaute Kohortenkastell ist heute noch weitgehend
unerforscht. Im Jahr 1880 wurde es von L. Conrady und K. Christ
entdeckt.
Sondierungsgrabungen führte Conrady dann 3 Jahre später durch, unter Mithilfe
von E. Wagner. 1883 fanden dann Ausgrabungen durch die Reichlimeskommission,
unter der Leitung von K. Schumacher, statt in deren Zuge das Südtor mit seinen beiden Türmen restauriert wurde.
Das Kastell besass Ausmaße von 153 m x 152 x 137 m x 134,5 m, also ca. 2,1 ha.
Grundfläche. Die Mauern waren aus präzise behauenen Sandsteinquadern errichtet und
besassen
eine Stärke von durchschnittlich 1,2 m. Es wurde keine Eck- und Zwischentürme festgestellt, nur
die vier Tore waren durch jeweils zwei Türme geschützt. Im Inneren wurde das
Stabsgebäude ( principia ) entdeckt, welches eine Grösse von 52,8 m x 41,7 m
besass und an deren Rückseite das Fahnenheiligtum ( sacellum ) stand. Weitere Gebäude, die man fand waren das Haus des Kommandanten
( praetorium ) und das dazugehörige kleine Bad. Das Badehaus der Truppen wurde ca. 40 m weiter
süd-westlich entdeckt, ist aber heute durch die Landstrasse überbaut. Es
besass eine Grösse von 20,4 m x 34,3 m und im Inneren wurden 13 Räume
ausgemacht. Die Besatzung des Kastells bildete anfangs die "Cohors III Dalmatarum",
welche um 120 n. Chr. ins Kastell Rückingen verlegt wurde. Ihr folgte daraufhin
die "Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata", die berittene 1. Rauraker und Sequanerkohorte,
welche bis zum Schluss hier stationiert war, bevor sie um 150. n. Chr. ins
"Altstadtkastell" Miltenberg verlegt wurde. Das Kastell verliert daraufhin seine Bedeutung und wird verlassen.
Eine darauf folgende zivile Nutzung, wie etwa in Neckarburken, wurde nicht
festgestellt.
Ansicht von hinten auf das freigelegte Südtor.
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Einer der Wehrtürme.
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Anfahrt: Direkt in Oberscheidental. Sehr gut beschildert.
Die Vorderfront des Tores.
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Der zweite Wehrturm.
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