Kastell Walldürn, Kastellbad

Kastell:  Das Kastell "Alteburg" wurde schon im Jahr 1768 von Christian Ernst Hanßelmann in seinem "Beweiß, wie weit die Macht der Römer....." erwähnt. Die erste Untersuchung fand in den Jahren 1896 / 97, durch die Reichslimeskommission, genauer gesagt durch den Streckenkommissar W. Conrady statt. Das Kastell besass einen rechteckigen Grundriss mit Seitenlängen von  96,5 m x 84,3 m und hatte somit eine Fläche von 0,8 ha. Bei den Grabungen wurde eine steinerne Umwehrung mit 2,5 m Dicke und ein vorgelagerter Graben festgestellt. Ein weiterer Graben wurde direkt unter den Kastellmauern entdeckt und deutet auf einen früheren Bauzustand hin. Das Kastell wurde also mindestens einmal im Laufe der Zeit vergrössert. Das Kastell besass vier Tore, welche zu beiden Seiten mit Türmen gesichert waren. Zwischentürme entlang der Mauern wurden nicht entdeckt. Von den Innenbauten und vom Kastelldorf ist bis jetzt noch nicht viel bekannt, da bis jetzt nur kleinere Grabungen angestellt wurden.

Gesamtansicht des Bades.

Von der anderen Seite aus.
Die Besatzung des Kastells ist ebenso unbekannt. Man weiss nicht, wer genau die, auf dem unten gezeigten Weihestein angegebene Kundschaftereinheit "Exploratores Stu...." war. Ebenso ist man sich nicht sicher, ob die Brittonen, die hier stationiert waren, aus einer oder zwei Einheiten bestand. Vermutlich aber aus zwei verschiedenen, da die "Brittones Dediticiorom Alexandrianorum" auch als Besatzung der vier umliegenden Kleinkastelle angenommen wird. Das Gelände des Kastells befindet sich heute in staatlichem Besitz und ein archäologisches Reservat.

Badegebäude: Das Kastellbad wurde in den Jahren 1971/72 vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg freigelegt und konserviert. Wie man bei Ausgrabungen herausfand, wurde das Badehaus seit seinem Bestehen mehrmals umgebaut. Aufgebaut um 150 n. Chr. wurde es nach ca. 60 Jahren komplett abgerissen und auf den Grundmauern des alten Bades wurde das Neue gebaut, dessen Überreste hier heute zu sehen sind. Die Besatzung des Kastells errichtete den Neubau des Kastellbades auf eigene Kosten. Allerdings wurde das neuere Bad nachlässig wieder errichtet, sodass man davon ausgehen muss, dass weiterhin mehrere Reparaturen vonnöten gewesen sind. Der unten zu sehende Weihestein der Fortuna deutet auf eine Einweihung des neuen Bades um 232 n. Chr. hin. 30 Jahre später brannte das Bad bis auf die Grundmauern nieder. Vermutlich wurde es wie auch das Kastell Opfer der Alamannen. Rund um das Bad wurden zahlreiche Häuser festgestellt. Vermutlich wohnten hier Händler, die sich mit den Besuchern des Bades gute Geschäfte erhofften.

Anfahrt: Liegt an der L577 Richtung Bretzingen, etwas ausserhalb von Walldürn, aber gut ausgeschildert.

Inschrift:
DEA(e) FORTUNA(e) SANCTAE BALINE(um) VETUSTATE CONLABSUM EXPL(oratores) STU . ET BRIT(tones) GENTILES (et) OFFICIALES BRIT(tonum) DEDITIC(iorum) ALEXANDRIANORUM DE SUO RESTITUERUNT CURA(m) AGENTE T(ito) FL(avio) ROMANO CE(nturione) LEG(ionis) XXII PR(imigeniae) P(iae) F(idelis) (i)D(ibus) AUG(ustis) LUPO ET MAXIMO CO(n)S(ulibus)

Zu Ehren der Göttin Fortuna, der heiligen, haben das Badegebäude, das aus Altersschwäche eingestürzt war, die Exploratores Stu... und die Brittones Gentiles und die Unteroffiziere der Brittones Dediticiorom Alexandrianorum aus eigenen Mitteln wieder aufgebaut, unter der Leitung des Titus Flavius Romanus, Centurio der 22. Legion Primigenia (aus Mainz), der frommen und treuen, an den Iden des August, als Lupus und Maximus (in Rom) Konsuln waren (13. August 232 n. Chr.).